Jeder Mensch soll und darf genau die Momente festhalten (lassen), die ihm wichtig sind, und an die man sich für immer erinnern möchte.

Momente, von denen man nicht möchte, dass sie verblassen oder verloren gehen, wenn wir sie nur in unseren Köpfen speichern.

Augenblicke, die nur schwer in Worten zu beschreiben sind und die man gerne weitergeben möchte – z.B. an die eigenen Kinder.

Jeder hat ganz eigene Vorstellungen von diesen Augenblicken und Momenten.

Für die einen ist es die lang geplante Hochzeit, für die anderen der außergewöhnlichste Burger in New York. Vielleicht möchte jemand den Abschied eines geliebten Menschen in Bilder festhalten, während der andere sich Bilder von der Geburt des eigenen Babys wünscht.

Geburtsfotografie ist ein relativ neuer Bereich in der Fotografie – zumindest in Deutschland.

In den USA ist sie bereits länger etabliert. Viele Krankenhäuser bieten dort direkt an, die Geburt fotografisch begleiten zu lassen – ähnlich wie hier in Deutschland die Babybilder noch im Krankenhaus.

Trotzdem entscheiden sich auch immer mehr werdende Eltern in Deutschland für eine Geburtsreportage oder trauen sich zumindest, den Wunsch zu äußern.

Was ist Geburtsfotografie genau? Worum geht es und worum geht es dabei nicht?

Diese Art der Fotografie dokumentiert den Geburts- und Entbindungsprozess des Babys.

Der Geburtsfotograf ist während des gesamten Prozesses anwesend – ganz egal, ob das Baby Zuhause, im Geburtshaus oder im Krankenhaus zur Welt kommt und die Geburt vaginal oder per Kaiserschnitt erfolgt.

Geburtsbilder erzählen eine einzigartige und ganz persönliche Geschichte. Sie zeigen echte, ungestellte und vollkommen authentische Augenblicke der Geburt.

In der Regel stößt ein Geburtsfotograf bei regelmäßiger Wehentätigkeit zur Geburt dazu und bleibt bis ca. 2 Stunden nach der Geburt, um auch die erste Untersuchung oder das erste Anziehen in kostbaren Bildern festzuhalten.

Bei einer Geburtsreportage geht es nicht um eine medizinische Darstellung für den Biounterricht. Es geht um Emotionen und die kostbarsten Augenblicke eures Lebens.

Geburtsfotos ermöglichen es der gebärenden Mutter, sich später alle Details ins Gedächtnis zu rufen, auch, wenn sie viele Momente und Situationen unter der Geburt nicht vollständig wahrgenommen hat.

Was macht Geburtsfotografie so besonders?

Wenn wir heiraten, dann buchen wir einen Hochzeitsfotografen.

Professionelle Hochzeitsbilder gehören – ebenso wie das Brautkleid – einfach dazu. Die meisten von uns ziehen gar nicht in Erwägung darauf zu verzichten.

Wir lassen festhalten, wie wir voller Aufregung das erste Mal in unserem Traumkleid auf unseren Partner treffen oder wie wir uns voller Emotionen unser persönliches Ja-Wort geben.
Momente, die wir vermutlich nur einmal (oder zumindest äußert selten) erleben.

Warum ist uns das so wichtig? Weil wir uns auch in vielen Jahren noch an einen unserer schönsten Tage im Leben erinnern möchten. Und weil wir nicht riskieren möchten, dass diese Bilder in unseren Köpfen verblassen oder schließlich endgültig verschwinden.

Wir möchten in die durchlebten Gefühle erneut eintauchen können und wir möchten unseren Kindern davon erzählen - nicht nur von Erinnerungsfetzen, sondern von jedem Detail, in das wir unendlich viel Zeit, Mühe und Nerven gesteckt haben.

Die Geburt des Babys ist ein weiteres ganz besonderes Ereignis im Leben, welches sicherlich noch emotionaler und intensiver ist, als die eigene Hochzeit.

Ein kleines Wunder verändert einfach alles. Im Gegensatz zu einer Hochzeit stellt ein Baby unser gesamtes Leben auf den Kopf. Wir geraten an unsere Grenzen und empfinden Liebe – wie vermutlich niemals zuvor.

Warum also nicht auch die Momente festhalten, wenn unser Partner uns bei jeder heftigen Wehe intensiv unterstützt und uns liebevoll den Rücken massiert? Wenn wir völlig erschöpft das allererste Mal unser kleines Wunder sehen und berühren? Wenn wir es vollkommen überwältigt das erste Mal an unsere Brust drücken und nicht glauben können, was da eigentlich gerade passiert ist?

Es geht um so viele Gefühle und Emotionen. Und genau das ist es, was Geburtsbilder so besonders macht.

Wenn wir es aus dieser Perspektive betrachten, dann sollten Geburtsbilder eigentlich den gleichen Stellenwert haben, wie Hochzeitsbilder.

"Aber das ist doch so intim!"

Hören wir die Leute darüber diskutieren: "Mensch, Geschlechtsverkehr ist doch voll intim. Muss man das filmen und online stellen?"? Eher kaum.

Unter gewissen Voraussetzungen scheint Nacktheit und Intimität in unserer Gesellschaft vollkommen ok zu sein. Wenn es um Themen wie Stillen in der Öffentlichkeit, Menstruation oder Geburten geht, dann sind Menschen empört und diskutieren sich die Seele aus dem Leib.

Ja, eine Geburt ist intim – das ist vollkommen klar. Zum Zeitpunkt der Geburt bin ich allerdings ein vollwertiges Mitglied des Geburtsteams und keine fremde Person.

Die Eltern haben mich eingeladen, ein Teil dieser Momente zu sein. Darüber freue ich mich sehr und berücksichtige die Wünsche der werdenden Eltern zu 100%. Bedeutet im Detail: Ich fotografiere auch nur das, was die Eltern festgehalten haben möchten.

By the way: Niemand muss seine Geburtsbilder veröffentlichen oder bei Instagram teilen. Jedem bleibt vollkommen selbst überlassen, wer diese Bilder letztendlich sehen darf. Diese Erinnerungen sind ganz allein der Schatz der Eltern.

Fazit:

Geburtsgeschichten sind Liebesgeschichten – die ich gerne in (Bewegt-)Bildern erzählen möchte, denn nichts ist ehrlicher, emotionaler und intensiver.

Die festgehaltenen Augenblicke geben uns Jahre später die Möglichkeit in diese einzigartige Gefühlswelt immer wieder einzutauchen und gehören sicherlich zu den emotionalsten und kostbarsten Bildern unseres Lebens.

_{Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verzichte ich auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d). Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.}

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